Pulvermilch – ein Erfahrungsbericht

Gastbeitrag über Pulvermilch von Julia T., 39 

Stillen. Das Wort bezeichnet bereits seit dem 8. Jahrhundert im Althochdeutschen die natürliche Versorgung des Nachwuchses mit Milch bei Menschenkindern. Das Stillen unserer Babys ist das Natürlichste der Welt, ein intimer Moment zwischen Mutter und Kind, ein täglicher Akt der Lebenserhaltung und vor allem der Liebe. Ich habe diese so ruhige Einheit immer bewundert. Ein Moment der Natürlichkeit, unsere Zugehörigkeit zur Familie der Säugetiere. Wenn man schwanger ist, hat man ein Bild des Stillens vor Augen: Man sieht sich voller Anmut und Harmonie entspannt auf einem schönen Sessel sitzen, den Blick auf den höchst zufriedenen Säugling, an der eigenen prallen Brust.  

Doch wie das so ist mit Imaginationen und der Realität- dieses Bild stellte sich für mich nicht ein. Ich bin Drillingsmama, meine Kinder kamen in der 33. SSW per Kaiserschnitt zur Welt. Frühchen, Kinderintensivstation, langer Krankenhausaufenthalt. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus direkt ein Umzug. Ich hatte auf jeden Fall nicht genug Milch und relativ früh kam die Pulvermilch dazu. Die Busenmilch musste ich meistens abpumpen, die Kinder waren noch zu klein, um richtig saugen zu können. Eine Milchpumpe und die entsprechenden Trichter fühlten sich für mich entwürdigend an, zumal es immer weniger wurde. In derartigen Situationen wird geraten, die Nachfrage zu intensivieren, bei Säuglingen „anlegen, anlegen, anlegen“. In meinem Fall also pumpen, pumpen, pumpen. Es reicht an dieser Stelle zu sagen, dass dieser Versuch blutig endete.  

Muttermilch enthält u.a. Eiweiß, Kohlenhydrate, Antikörper, abwehrfördernde Enzyme, Vitamine und Fettsäuren. Natürlich wollte ich meine Kinder mit diesem so ursprünglichen und irgendwie auch mythischen Grundstoff versorgen. Aber je mehr ich das wollte, desto weniger wurde es. Tatsächlich liegen bei höchstens 5 % der Frauen medizinische Gründe vor, welche die Milchbildung beeinträchtigen. Die anderen 95 % leiden an Stress oder psychischem Druck- so wie ich.  

Der Pulvermilchanteil der Rationen stieg und der Muttermilchanteil sank. Fleißig hing ich weiter regelmäßig an der Milchpumpe, bis es irgendwann lächerlich wenig war. Nach vier Monaten habe ich zähneknirschend „abgestillt“. Argumente gegen Flaschenfütterung sind neben der Nachhaltigkeit (Verpackung, Flaschen, Dosierlöffel, Erhitzen) und dem finanziellen Aspekt, die äußeren Faktoren: Das Wasser muss sauber sein, die Fläschchen richtig gereinigt, die Trinktemperatur optimal. Meine Kinder haben überdies nicht jede Pulvermilch vertragen, das eine Produkt verursachte Hautreizungen, das nächste Durchfall. Die Pulvermilchpakte kamen mit der Post und waren geradezu bombastisch. Als weiteres Pro-Argument für die Muttermilch ist die geschmackliche Bandbreite der Milch, welche sich durch die abwechslungsreiche Ernährung der Mutter generiert. Durch diese geschmackliche Bandbreite würden Kinder offener und flexibler auf die Beikost vorbereitet werden.  

Heute sehe ich das Ganze völlig anders. Meine Kinder sind jetzt 6,5 Jahre alt. Sie essen fast alles aus unserem Nahrungsspektrums. Sie sind größer und gesünder als andere Kinder. Dies liegt selbstverständlich an vielen anderen Faktoren und nicht an der Säuglingsnahrung. Wenn man aber gerade Mama geworden ist, stellt „Säuglingsnahrung“ DAS elementare Thema dar. Und da verliert man das große Ganze schnell mal aus den Augen. Mit Drillingen fällt man auf und so wurden mir ungefragt unzählige Geschichten/ Erfahrungsberichte von Pulvermilchmamas erzählt. Fazit: Alles wird gut.  

Stresst Euch nicht und nehmt die Situation, wie sie ist. Wenn das Pulvermilch bedeutet, dann ist das so. Das ewige Ausspülen der Flaschen ist bald vorbei- demnächst kratzt ihr schon die Möhrenreste unter der Küchenbank hervor und denkt erst wieder an Flaschen- & Busenmilch, wenn Ihr in 6,5 Jahren einen kurzen Blogartikel für MOX schreibt. 

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