Wochenbettkultur rund um den Globus

Das Wochenbett – es ist eine Zeit des Kennenlernens und des Verliebens. Aber auch eine Phase, in der du dich von den körperlichen Strapazen der Geburt erholst und langsam lernst, dich in deiner neuen Mutterrolle zurechtzufinden. Das passiert überall auf der Welt, doch mit interessanten Unterschieden in der Wochenbettkultur.

In unserer schnelllebigen (westlichen) Welt wird es für frischgebackene Mütter jedoch immer schwieriger, wirklich zur Ruhe zu kommen und sich zu schonen. Steht bei dir auch schon der Besuch in den Startlöchern und kann es kaum erwarten, dass dein Baby auf die Welt kommt? Schließlich möchte jeder den süßen Neuankömmling begrüßen. Mancher erwartet von der Wöchnerin gar, dass sie Kaffee und Kuchen auftischt. Gleichzeitig fehlt oft das Netzwerk und viele Neu-Mamas in Deutschland fühlen sich emotional alleingelassen und überfordert. 

Doch wie läuft das Wochenbett eigentlich in anderen Kulturen ab? In den meisten Ländern gilt die Zahl 40 als eine besondere Zahl, weshalb die Ruhezeit nach der Geburt oftmals 40 Tage beträgt. Und doch gibt es große Unterschiede, wie die Mutter nach der Geburt behandelt wird. Lass uns eine kleine Weltreise unternehmen. Vielleicht können wir von anderen Kulturen sogar noch etwas lernen.  

China – strenge Regeln und moderner Luxus als Wochenbettkultur

Kannst du dir vorstellen, dir einen ganzen Monat lang nicht die Haare zu waschen, nicht zu duschen und nicht zu lüften? Dieser etwas befremdliche Brauch war lange Zeit Teil der chinesischen Wochenbettkultur. Auch wenn die Regeln heute etwas aufgelockert sind, wird „zuo yuezi“ („den Monat absitzen“) noch immer von vielen Frauen praktiziert. Die frisch gebackene Mutter soll den ersten Monat nach der Geburt im Bett verbringen und sich umsorgen lassen. Und was hat es mit dem Haare-Waschen-Verbot auf sich? Nach dem chinesischen Glauben könnte das kalte Wasser die geschwächte Frau krank machen. Aus diesem Grund werden ihr auch nur warme Lebensmittel gereicht, wie etwa Schweinefußsuppe oder Hirsebrei.  

Wurden die Mütter früher von Familienangehörigen zu Hause betreut, verbringen wohlhabende chinesische Frauen das Wochenbett heute oft in luxuriösen Yuezi-Zentren. Diese Wochenbettresorts gleichen einem 5-Sterne-Hotel und bieten das perfekte Rundum-Sorglos-Paket inklusive Ärzten, PflegerInnen, Still- und Ernährungsberatung. 

USA – kaum staatliche Unterstützung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten 

Medizinische Dienstleistungen und Krankenhausaufenthalte sind in den USA sehr teuer – kein Wunder also, dass kaum eine Neu-Mama nach der Geburt länger als zwei Tage in der Klinik bleibt. Auch danach werden die Frauen vom staatlichen Gesundheitssystem weitgehend allein gelassen. Eine regelmäßige Nachsorge durch Hebammen ist nicht üblich.  

Gleichzeitig gibt es in den USA keinen gesetzlich vorgeschriebenen Mutterschutz, wie wir ihn in Deutschland kennen. Jede vierte Frau muss bereits zehn Tage, nachdem sie ihr Kind auf die Welt gebracht hat, wieder arbeiten gehen.  

Wer es sich leisten kann, nimmt in den USA den Service einer Doula in Anspruch – die amerikanische Wochenbettkultur. Doulas sind Helferinnen, die der Frau vor, während und nach der Geburt zur Seite stehen. Anders als Hebammen haben sie keine medizinische Ausbildung. Doch die einfühlsame 1:1-Begleitung zeigt Wirkung: Studien zufolge kann die Anwesenheit einer Doula bei der Geburt das Risiko eines Kaiserschnitts signifikant senken. Da überrascht es nicht, dass Doulas bei uns in Deutschland mit zunehmendem Hebammenmangel immer beliebter werden. Vielleicht findest du auch in deiner Region eine solche Begleiterin, die dir während der Geburt und im Wochenbett Sicherheit und Vertrauen schenkt. 

Mexiko – Familienzusammenhalt und Maya-Traditionen

Wie in vielen lateinamerikanischen Ländern dauert das Wochenbett in Mexiko 40 Tage und wird als „Cuarentena“ bezeichnet. Nach der Geburt des Babys wird die junge Mutter von anderen weiblichen Familienmitgliedern umsorgt und im Haushalt tatkräftig unterstützt.  

Gleichzeitig spielen Maya-Bräuche in vielen Regionen Mexikos auch heute noch eine wichtige Rolle in der Wochenbettkultur. Hierzu zählt beispielsweise das „Baño posparto”. Dieses angenehm duftende Kräuterbad soll nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wunden heilen und der Frau Entspannung und Energie schenken. Von großer Bedeutung ist zudem das Schließungsritual „Cierre de cadera“. Hierbei wickeln zwei Frauen breite Tücher um den Körper der Mutter und ziehen diese straff. Die Idee dahinter: Bei der Geburt verschobene Knochen werden an ihren Platz gerückt. Gleichzeitig wird das Wochenbett durch diesen Brauch symbolisch abgeschlossen.  

Nigeria – Wochenbettkultur mit viel Ruhe und Zeit für die Stillbeziehung 

Stell dir vor, deine Schwiegermutter zieht nach der Entbindung bei dir ein und übernimmt den gesamten Haushalt. Klingt das verlockend oder bekommst du schon Schweißausbrüche bei dem Gedanken? Bei den Yoruba, einem großen Volksstamm in Nigeria, ist dies gang und gäbe. Zur Wochenbettkultur gehört, dass die Schwiegermama mindestens für einen Monat bleibt. 

Für die Wöchnerin heißt es nach der Geburt hingegen: schonen, schonen, schonen. Mama und Kind sollen das Haus in den ersten 40 Tagen nicht verlassen. Die viele Ruhe hat neben der körperlichen Erholung einen wichtigen Zweck: Hierdurch kann sich die frischgebackene Mama voll und ganz auf das Stillen ihres Babys konzentrieren. So sind die Yoruba dafür bekannt, dass sie ihre Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich stillen.  

An Tag 40 nach der Entbindung endet das Wochenbett in einer ausschweifenden Party. Erstmals verlassen Mutter und Baby das Haus und gehen zusammen mit Freunden und Familienangehörigen in die Kirche, das neue Leben feiern.

Was können wir aus diesen Wochenbett-Traditionen lernen? 

Babys werden überall auf der Welt geboren. Doch nicht nur die Geburt, auch die Zeit danach unterscheidet sich stark zwischen den Kulturen. Einige Praktiken mögen uns befremdlich oder unhygienisch erscheinen. So gilt für deutsche Wöchnerinnen glücklicherweise kein Duschverbot. Und doch gibt es etwas, das wir uns von anderen Wochenbett-Traditionen abschauen können: Langsam machen.

Fülle deinen Terminplan nicht gleich mit Besuchen und Besorgungen. Lasse dich von Promifotos mit dem scheinbar perfekten After-Baby-Body nicht verunsichern, sondern konzentriere dich auf das Wesentliche. Nämlich, dass hier gerade zwei Menschen neu geboren wurden: ein Baby und eine Mutter. Scheue dich also nicht davor, um Hilfe zu bitten und gönne dir die Zeit, in dieser neuen Lebenssituation anzukommen.  

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